Monday 24 October 2011

Francesco Petrarca : Canzoniere (cccxxi)

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Francesco Petrarca
Canzoniere

Rerum vulgarium fragmenta
Zweisprachige Ausgabe
Ausgewählt und aus dem Italienischen
übersetzt von  Karlheinz Stierle

ISBN 978-3-458-17525-4

(CCCXXI)

È questo ’l nido in che la mia fenice
mise l’aurate et le purpuree penne,
che sotto le sue ali il mio cor tenne,
et parole et sospiri ancho ne elice?

O del dolce mio mal prima radice,
ov’è el bel viso onde quell lume venne
che vivo et lieto ardendo mi mantenne*
Sol’ eri in terra; or se’ nel ciel felice?

Et m’ái lasciato qui misero et solo,
talché pien di duol,  sempre al loco torno
che per te consecrato honoro et còlo;

veggendo a’ collo oscura notto intorno
ondo prendesti al ciel l’ultimo volo,
et dove li occhi tuoi solean far giorno.


(321)


Ist dies das Nest, wo, die mir Phönix heißt,
der Federn Gold und Purpur niederschlug,
die meine Seele unterm Flügel trug,
der sie mein Klagewort noch jetzt entreißt?

O erster Grund der Qual, die  mich entzückt,
wo ist die Schönheit, der das Licht entfloß,
das ich, verbrennend, heiter doch genoß,
hier Sonne, jetzt im Himmel hochbeglückt?

Du ließ mich elend hier in Einsamkeit,
daß stets die Trauer zu dem Ort mich lenkt,
den ich verehre, pflege, dir geweiht,

wenn sich die Nacht schon auf die Hügel senkt,
wo deine Seele einst zum Flug bereit
und deine Augen mir den Tag geschenkt.  

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